Uhren mit Kalender
Uhren mit Kalender genießen in der Uhrenindustrie eine Sonderstellung: Mit einer komplizierten Mechanik, welche das Anzeigen des Datums auf dem Zifferblatt möglich macht, stellen sie eine der größten Herausforderung an die Haute Horlogerie dar. Der sogenannte Ewige Kalender, der die unterschiedlichen Monatslängen und sogar Schaltjahre berücksichtigt, gehört neben Tourbillon und Minutenrepetition zu den “Großen Komplikationen” und damit zur Meisterklasse der Uhrmacherei.
Der gregorianische Kalender als Basis
Die meisten Uhren mit Kalender zeigen Tag, Woche und Monat, häufig auch Jahr und Wochentag und sogar die aktuelle Mondphase an. Die Anzeige basiert auf dem gregorianischen Kalender, der seit dem 17. Jahrhunderts weltweit verbreitet ist. Mit dem gregorianischen Kalender beendete Papst Gregor XIII im Jahr 1582 die Ära des julianischen Kalenders, der seinerzeit von Julius Cäsar eingeführt worden war. Mit der Umstellung reagierte Papst Gregor auf eine Ungenauigkeit des Kalenders um mehrere Tage, da ein julianisches Jahr nicht mit der Länger eines Sonnenjahres Schritt hielt. Diese Ungenauigkeit wurde ausgeglichen, indem alle hundert Jahre das Schaltjahr weg fiel und die überschüssige Zeit so kompensiert wurde.
Vollkalender, Ewiger Kalender und Mondphasenkalender
Die Kalenderfunktionen mechanischer Uhren können sich sehr voneinander unterscheiden. So gibt es verschiedene Kalendertypen: Die zweifellos anspruchsvollste von ihnen ist der Ewige Kalender, der praktisch niemals korrigiert werden muss. Der Grund: Ein Kaliber mit Ewigem Kalender wurde so entwickelt, dass die unterschiedlichen Längen der Monate berücksichtigt werden, sodass das Datum bei kurzen Monaten automatisch nach dem 30. Tag weiterspringt. Für den Monat Februar mit weniger als 30 Tagen gelten spezielle Regelungen: Bei sogenannten Jahreskalendern muss die Uhr im Februar manuell gestellt werden; ein “halb ewiges Kalendarium” dagegen erkennt den kurzen Monat automatisch und muss nur alle hundert Jahre korrigiert werden. Der Säkulare Kalender von Sven Andersen beherrscht sogar die höchste Disziplin: Das in ihm tickende Kaliber ETA 2892 erkennt das fehlende Schaltjahr und läuft im wahrsten Sinne des Wortes ewig ohne Fehler. Streng genommen werden nur solche Kalender-Mechanismus als Ewiges Kalendarium bezeichnet.
Der Ewige Kalender – Ein Meisterstück der Uhrmacherei
Da es sehr kompliziert ist, den gregorianischen Kalender stets korrekt abzubilden und Uhrenkaliber zu bauen, die alle Ausnahmen berücksichtigen, gilt der Ewige Kalender als Königsdisziplin der Uhrmacherei. Zusammen mit dem Tourbillon und der Minutenrepetition bildet er die drei Großen Komplikationen, die anspruchsvollsten Funktionen einer mechanischen Uhr. Aufgrund ihrer mechanischen Meisterleistungen sind sie bei Uhrenliebhabern und Sammlern sehr begehrt. Eine abgespeckte Version des Ewigen Kalenders ist der Vollkalender, der die Länge der einzelnen Monate nicht erkennt und daher von Hand korrigiert werden muss, sobald ein Monat weniger als 31 Tage zählt. Häufig verfügen Uhren mit Ewigem - oder Vollkalender auch über eine Mondphasenanzeige: Diese informiert den Träger über die aktuelle Mondphase: Vollmond, abnehmender und zunehmender Mond oder Neumond werden anhand eines Bildes auf einer Scheibe dargestellt, die durch ein Zahnrad täglich weitergeschaltet wird. Einige Uhrenhersteller stellen auch reine Mondphasenuhren her, die keine Datumsanzeige besitzen und deren Zifferblätter passend zum Mondthema gestaltet sind.
Wartung und Pflege
Im Inneren von Kalenderuhren versteckt sich eine hochkomplexe Technik, weswegen ein sorgfältiger Umgang mit der Uhr sehr wichtig ist. Vor allem vor extremen Temperaturen sollte man sein Modell unbedingt schützen: Bewahren Sie Ihre Kalenderuhr niemals an sehr heißen noch zu kalten Orten auf. Außerdem sollten Sie auf die Wasserdichtigkeit Ihres Modells achten. Während manche Uhren bis zu mehrere bar aushalten, müssen andere gänzlich vor dem Eindringen von Wasser geschützt werden. Eine weitere wichtige Sicherheitsvorkehrung betrifft das Verstellen der Uhr. Da sich die meisten Uhren zwischen 23:00 und 00:00 Uhr in der Nacht von selbst einen Tag weiterschalten, sollten in dieser Zeit keine manuellen Änderungen vorgenommen werden - ansonsten können die einzelnen Werkteile im Uhrwerk ernsthafte Schäden erleiden. Dies gilt nicht für Uhren, die laut Hersteller jederzeit verstellt werden können, wie zum Beispiel die Kalenderuhren der Marke Ulysse Nardin.
Königsdisziplin der Haute Horlogerie
Uhren mit Kalenderfunktion sind wahre technische Meisterwerke. Lediglich Kaliber mit Tourbillon oder Minutenrepetition reichen an ihre Komplexität heran. Dementsprechend führen nur die erfahrensten und angesehensten Uhrenhersteller Modelle mit Kalenderkomplikation in ihrem Sortiment.
Patek Philippe gilt als Pionier auf dem Gebiet der Kalenderuhren: In den Werkstätten der Schweizer Traditionsmarke wurde 1941 die erste Armbanduhr mit Ewigem Kalender entwickelt und in Serie produziert. Das Rohwerk für die beachtlichen Uhren stammte von Valjoux und wurde in das legendäre Modell mit der Referenz 1518 eingebaut. 70 Jahre später fertigte Patek Philippe schließlich eigene Kaliber mit Kalender: Die Uhr mit der Referenz 5270 wurde 2011 auf der Baselworld präsentiert und begeisterte nicht nur die Fans der Marke. Die Technik hinter der beeindruckenden Kalenderfunktion hat sich seit dem Vorgängermodell nicht verändert: Ein “Monatsnocken”, der sich im Laufe eines Jahres einmal um die eigene Achse dreht, informiert das Uhrwerk über die jeweilige Monatslänge. In der Folge springt die Datumsanzeige ein, zwei oder drei Schritte weiter, wenn es sich um einen Monat mit 30, 29 oder 28 Tagen handelt. Für diesen cleveren Mechanismus sind viele sorgfältig verarbeitete Einzelteile und höchste Präzision bei der Zusammensetzung der Uhr nötig.
Hersteller von Kalenderuhren
Renommierte Hersteller von Armbanduhren mit Kalenderkomplikationen sind beispielsweise Audemars Piguet, Jaeger-LeCoultre und Vacheron Constantin - große Namen der Uhrmacherei, die sich durch Jahrhunderte lange Erfahrung ein beachtliches Know-How für die anspruchsvollsten Komplikationen angeeignet haben. Auch die renommierte Manufaktur IWC Schaffhausen ist für Innovationen auf dem Gebiet der Kalenderuhren bekannt: So besitzt die 1985 präsentierte IWC Da Vinci 3750 einen Ewigen Kalender, der über die Krone eingestellt werden kann. Eine weitere Neuerung stellt der Kalendermechanismus von Ulysse Nardin dar, der über die Krone vor- und auch zurückgestellt werden kann. Auch die Marke Patek Philippe hat sich mit seiner Referenz 5970 als Hersteller hochwertiger Kalenderuhren einen Namen gemacht.
Jeder Uhrenhersteller realisiert die hohe Kunst der Kalendertechnologie auf seine eigene Weise und setzt andere Schwerpunkte. Zwar verfügen die meisten Modelle mit Kalender auf eine Tages-, Wochen- und Monatsanzeige, doch darüber hinaus es gibt auch Uhren mit Kalenderwochenanzeige, Mondphasenanzeige und sogar Anzeige des Wochentags. Demnach findet man unter den Kalenderuhren sowohl Modelle mit schlichten, auf das Wesentliche reduzierten Zifferblättern als auch solche, die mit zahlreichen Totalisatoren und Anzeigescheiben bestückt sind. Auch beim Design orientieren sich die Hersteller an ihrem ganz eigenen Stil. Oftmals ist die Kalenderfunktion bei Taucheruhren zu finden – beliebte Beispiele sind die Breitling Navitimer 1461 und die Omega Seamaster Aqua Terra Annual Calendar.