Militäruhren – was genau zeichnet diese mechanischen Wunderwerke aus und wieso ziehen sie Millionen von Uhrensammlern in ihren Bann? Wie sind sie entstanden und werden sie überhaupt noch eingesetzt? Die wichtigsten Fakten rund um Militäruhren finden Sie in der dieswöchigen Zeitfrage.

Zeitfrage: Auf welche Uhrenhersteller verlässt sich das Militär?

Eine kleine Einführung in die faszinierende Welt der Militäruhren
Militäruhren gibt es fast so lange wie es Armbanduhren gibt. Die Chronologie dieses außergewöhnlichen Uhrentyps reicht bis in die 1880er Jahre zurück. Damals erfüllten Uhren im Eifer des Gefechts oder bei der Planung von Kriegsmanövern eine entscheidende Funktion. Präzision und Zuverlässigkeit mechanischer Zeitmesser konnten Kriegserfolge beeinflussen.

Von US Air Force bis Royal Air Force: Militärische Standards für Armbanduhren
Als der Krieg in Europa 1939 leider abermals ausbrach, begannen die jeweiligen Verteidigungsministerien damit, Standards für die ausgeteilten Militäruhren zu setzen. Die britische Royal Air Force beispielsweise schrieb Militäruhren mit einem dunklen Zifferblatt, Leuchtanzeigen und einem exakten Uhrwerk mit 15 Steinen vor.
Die amerikanische Air Force veröffentlichte während des Zweiten Weltkriegs Auflagen namens A-11 für die Produktion einer „Navigation-Hack-Watch“. Diese erhöhten Standards führten zur Produktion von hochfunktionalen, strapazierfähigen und verlässlichen Uhren welche der gesamten Armee, für die Dauer des Krieges, dienten.
Eine weitere berühmte Militäruhr ist die „Beobachtungsuhr“, oder auch B-Uhr genannt, die das damalige Deutsche Reich in Produktion gab, um sie im Kampf der Luftwaffe-Piloten einzusetzen. Durch die durchgeführten Anpassungen wurden Militäruhren zu richtigen Kampfwaffen, auf die sich die Flieger in verschiedenen Situationen und Lagen stützen konnten.
Heute gehören sowohl die Militäruhren aus diesen schrecklichen Episoden der Weltgeschichte als auch die Zeitmesser, die später im Militär eingesetzt wurden, zu gefragten Sammlerstücken. Wir präsentieren Ihnen hier die fünf berühmtesten Modelle.
Militäruhren im Ersten und Zweiten Weltkrieg
Eine Phase, die die Innovation im Bereich Militäruhren besonders stark vorantrieb, war die grausame Epoche des Ersten und des Zweiten Weltkriegs. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs verließen sich die meisten Soldaten für präzise Zeitmessung noch auf ihre Taschenuhren. Um die Zeitablesung zu optimieren, begannen Kämpfer im Einsatz ihre Taschenuhren an ihre Handgelenke zu binden. Bis zum Jahre 1916 waren Armbanduhren mit leuchtenden Zeigern und bruchfestem Glas entwickelt worden.
Gegen Ende des Ersten Weltkriegs, teilweise vorangetrieben durch die harschen Bedingungen im Schützengraben, entwickelte man Militäruhren, die sich durch Wasser- und Staubresistenz auszeichneten. Hier läutete auch die Geburtsstunde der Aviatik, welche die Entstehung der Pilotenuhren mit verbesserter Sichtweite und sogar eingebauten drehbaren Lünetten beflügelte.
Von Rolex bis Hamilton: Die Top Fünf Militäruhren
Rolex MilSub
In den 1970er Jahren benötigte das britische Verteidigungsministerium eine besonders robuste und zuverlässige Uhr für seine Soldaten. Rolex wurde mit dieser Aufgabe beauftragt und so entstand die unter den Kennern MilSub genannte Submariner-Variante. Diese Submariner besaß nicht den typischen Mercedes-Stundenzeiger, sondern wurde stattdessen mit einem Schwertzeiger ausgestattet. Der praktische Vorteil: Der Zeiger bot mehr Fläche für die Leuchtfarbe. Letztendlich wurden drei Modelle der MilSubs erschaffen – die Referenzen 5513, 5517 und die Doppel-Referenz 5513/5517. Die 5513 gilt als die meistgefragte unter den MilSubs, da sie speziell für die Royal Navy gestaltet wurde und es wahrscheinlich nicht mehr als 1,500 Exemplare von diesem Modell gab.
Buy Now: Rolex SubmarinerBuy Now: Rolex SubmarinerDie Panerai Radiomir für die italienische Marine
Uhren von Panerai und die italienische Marine sind nicht voneinander zu trennen. Nachdem das kleine italienische Unternehmen in Florenz im frühen 20. Jahrhundert erfolgreich der italienischen Marine Uhren zur Verfügung gestellt hatte, wurde es schließlich mit einer ganz besonderen Aufgabe betraut. Das Ziel: Eine Uhr für die Spezialeinheit der Kampschwimmer zu kreieren. Der Zeitmesser sollte stets gut ablesbar sein und darüber hinaus auch ein wasserdichtes Gehäuse besitzen. Keine leichte Aufgabe angesichts des damaligen Technikstands! Panerai gelang die Herausforderung, auch wenn Rolex die eigentliche Herstellung dieser ersten Radiomir Modelle übernahm und diese dann an das italienische Unternehmen lieferte.

A. Lange & Söhne und die B-Uhr
Die „Beobachtungsuhren“ sind Fliegeruhren, die aus den dunklen Zeiten des Zweiten Weltkriegs stammen. Einer der Hersteller, welche die Wehrmacht mit diesen Fluginstrumenten versorgten, war auch A. Lange & Söhne. Die Lesbarkeit, Robustheit und Präzision der „Beobachtungsuhr“ war von entscheidender Bedeutung für die Piloten der Zeit und die Glashütter Manufaktur vermochte es, diesen hohen Standards gerecht zu werden.
Schaut man sich heute die Großen Fliegeruhren von IWC genauer an, erkennt man schnell, dass auch diese Fliegeruhren ihre Inspiration in den B-Uhren des Zweiten Weltkriegs finden. Das Schaffhausener Unternehmen stattete damals sowohl deutsche als auch alliierte Streitkräfte aus.

IWC Mark Serie
Die Mark Serie von IWC hat längst einen legendären Status inne und dient heute wie damals als Vorbild für unzählige Pilotenuhren. Die Mark Uhren richteten sich an professionelle Piloten und wurden von mehreren Uhrenherstellern gefertigt. Die ersten Generationen der Mark-Modelle waren noch Taschenuhren. 1944 stattete IWC sowohl die britische Royal Air Force als auch die Royal Australian Air Force mit den Mark X Uhren aus. Das starke Vertrauen des Militärs in die IWC Mark X und ihren Nachfolger, die Mark XI, die im Jahr 1949 folgte, ist ein Zeugnis der Qualität und Zuverlässigkeit der IWC Uhren.

Es überrascht kaum, dass sich die modernen Varianten der IWC Mark-Serie einer großen Beliebtheit unter den Uhrenenthusiasten erfreuen. Das klassische Design gepaart mit Robustheit und moderner Technologie machen sie ansprechen.

Hamilton Watch Company
Hamilton ist bereits seit dem 19. Jahrhundert, insbesondere in der amerikanischen Eisbahnindustrie, wohlbekannt für die Produktion hochpräziser Zeitmesser. Aufgrund ihres renommierten Status wurde die Watch Company 1914 zum Lieferanten des U.S.-amerikanischen Militärs und erhielt die Aufgabe, eine Million Uhren bereitzustellen. Vor diesem gewaltigen Unterfangen verkaufte Hamilton auch Uhren an die Öffentlichkeit, damit hörte die Marke aber auf, nachdem sie “in den Dienst” gerufen worden war. Unter den von Hamilton hergestellten Uhren waren auch Marinechronometer, welche als erste ihrer Art mit modernen Fertigungsmethoden produziert wurden. Von diesen Modellen fertigte die amerikanische Firma 10.902 Stück. Marinechronometer sind eine besondere Gattung der Zeitmesser, die in der Marine eingesetzt wurden; hier sehen Sie ein Beispiel vom Glashütter Uhrenbetrieb.

Ein Beispiel für eine Militäruhr von Hamilton ist unten aufgeführt. Die Uhr ist signiert mit G.S., was für “British Military General Service Division“ steht.

Welche Uhren werden heute noch beim Militär eingesetzt?
Heute hat das Militär bedauerlicherweise aufgehört die mechanischen Militäruhren der Vergangenheit einzusetzen – unter anderem auch bedingt durch die Haushaltseinsparungen. Die Produktion von mechanischen Uhren ist relativ teuer verglichen mit den günstigeren und präziseren Quarzuhren.
Genau genommen stellen Armeen nur noch für bestimmte Einheiten Uhren zur Verfügung, die restlichen Truppen müssen sich ihre Zeitmesser aus eigener Tasche finanzieren. Viele Soldaten der U.S. Army beispielsweise entscheiden sich für eine Timex, G-Shock oder Suunto – diese bieten eine robuste Hülle zu einem vergleichbar kleinen Preis.
Für uns Uhrenliebhaber aber haben die kultigen Militäruhren des letzten Jahrhunderts auf immer und ewig einen Platz in unseren Herzen. Die Funktionalität dieser Instrumente verleiht den Militäruhren eine einzigartige Ästhetik. Schließlich beeinflussen sie heute noch immer das Design von hochwertigen Uhren.